Amtsanmaßung

Aufgrund der undifferenzierten und unsachlichen Darstellung der Ereignisse anlässlich des Heideblütenfestumzugs in Amelinghausen ist eine Richtigstellung zwingend erforderlich.

Die Einladung des "schwulen Heidekönigs Leo I" musste bei der Bevölkerung auf erbitterten Widerstand stoßen. Dies ist allerdings keinesfalls auf seine sexuellen Neigungen sondern auf Amtsanmaßung seinerseits zurückzuführen. Das einzige unmittelbar demokratisch legitimierte Oberhaupt der Heide ist der Heidebock von Amelinghausen. Dieser wird alljährlich am Donnerstag der Heideblütenfestwoche in allgemeiner, freier, gleicher, geheimer und unmittelbarer Wahl vom Wahlvolk bestimmt.

Als weibliches Pendant wird vom Heidebock die Heidekönigin von Amelinghausen geduldet. Diese wird von einer Jury gewählt, deren Mitglieder nur teilweise demokratisch legitimiert sind (z.B. Heidebock, Landrat, Bürgermeister), andere Jurymitglieder haben keinerlei demokratische Legitimation. Diese Demokratiedefizite müssen schnellstmöglich beseitigt werden, weil ansonsten die Duldung der Heidekönigin nicht aufrecht erhalten werden kann.

Genauso wie ein schwuler Heidekönig wäre auch ein sozialistischer, ein blonder, ein pazifistischer, ein intellektueller, ein muskulöser oder ein exhibitionistischer Heidekönig auf Ablehnung gestoßen. Es handelt sich hier also nicht um Diskriminierung oder Intoleranz gegenüber Randgruppen sondern um Amtsanmaßung einzelner, die schärfstens zu verurteilen ist. Die Ausladung Leos war somit angemessen, eine Einladung hätte nie erfolgen dürfen.

Die Mehrheit der Heidebevölkerung steht auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung des Grundgesetzes. Homosexuelle sind genauso wie Frauen oder Fußballer keine Randgruppe, sondern Teil unserer Gesellschaft. Als Minderheit bedürfen sie unseres besonderen Schutzes, hieraus darf aber kein Anspruch auf Bevorzugung abgeleitet werden.


MfG

Henrik Bütow


Leserbrief vom 23. August 2000 an die Landeszeitung als Reaktion auf den Artikel "Eklat zum Fest" (LZ vom 19./20. August 2000) und die Leserbriefe "Bornierte Holzköpfe" und "An der heilen Tradition gekratzt" (LZ vom 23.08.2000)